Dienstag, 7. Juli 2015

Choreographien erfassen

Heute möchte ich mich dem Thema Choreographien zuwenden. Wie ihr vielleicht wisst, habe ich letztes Jar die Originalchoreographie des "Sterbenden Schwan" aus Karneval der Tiere getanzt. Was ihr vielleicht nicht wisst, ist, dass ich dabei die Aufgabe hatte die Choreographie selbstständig zu erfassen und zu erlernen. Mein Lehrer hat mir dann im Anschluss bei der technischen Umsetzung geholfen. Das Ganze war eine sehr gute Übung, um das Auge in Bezug auf die Schritte, deren Bezeichnungen und die Technik zu schulen. Gleichzeitig wird das musikalische Verständnis und die Fähigkeit nach Takt und Phasen zu sortieren gefördert. Wie ich dabei vorgegangen bin, möchte ich euch nun zeigen. Zunächst einmal braucht ihr natürlich ein Video mit der Originalchoreographie. Ich habe mir jetzt die Choreographie einer Talisman Choreographie ausgesucht Variation Talisman

Als erstes solltet ihr euch die Choreographie sehr oft im Ganzen ansehen, bevor ihr anfangt sie in ihre Einzelteile zu zerlegen. Schaut euch das Video oft an. Genauso oft solltet ihr euch die Musik anhören, ohne dabei die Choreo zu sehen. Solange, bis ihr die Musik in eurem Kopf gefestigt habt. Dieser Schritt ist sehr wichtig, denn ihr werdet merken, dass ihr, selbst wenn ihr ein excellentes Musikverständnis habt, bei der Analyse Kopfschmerzen bekommen werdet. Von hilft es die Musik -im wahrsten sinne des Wortes- in- und auswendig zu kennen. 


Jetzt ist das zählen dran. Ihr müsst zunächst den Takt festlegen. In meinem Fall ist das ein 4/4 Takt, den ich in langsamen Achteln zähle. Wenn ihr den Takt bestimmt habt, zählt ihr einfach die Takte durch. Passt auf, dass ihr Auftakte auch als solche erkennt und so mitzählt. Meine Talisman Variation hat 16 Takte à 8 langsame Achtel. Damit hätten wir den groben Rahmen bestimmt. Nun geht es daran diesen Rahmen etwas enger zu ziehen. Das bedeutet Phasen zu erkennen und herauszuarbeiten. Phasen sind Abschnitte in der Musik, die eine Einheit bilden und sind durch den Aufbau der Musik erkennbar. Diese Phasen werden in der Regel auch von den Choreographen aufgegriffen und sind daher auch als Muster in der Choreographie erkennbar.
In meinem Beispiel: 4 Phasen à 4 Takte à 8 langsame Achtel.
Das war jetzt meines Erachtens der einfachste Teil, denn nun kommen wir zu der Choreographie an sich.
Soll hier nur als Beispiel dienen. Im Nachhinein, habe ich noch den ein oder anderen Fehler verbessert

Um die Choreographie zu erfassen, zeichne ich mir zunäcsht die Takte in Form von großen Rechtecken auf, die ich anschließend noch einmal in halbe Takte einteile. Also habe ich pro Kasten 4 Achtel und pro großes Rechteck einen Takt. Wichtig ist, dass ihr die Rechtecke groß genug macht, damit ihr die Schritte, Arm- und Kopfhaltung, sowie Position auf der Bühne beschreiben könnt. Da ich ein Mädchen bin und bunte Frabstifte mag, suche ich mir für Beine, Arme und Kopf unterschiedliche Farben, um den Überblick zu behalten. Bevor ihr mit der Choreo loslegt, solltet ihr euch ebenfalls die Takte markieren, die eine Phase bilden. Das Ganze sollte ungefähr so aussehen:

Jetzt geht ihr Schritt für Schritt, Takt für Takt, Phase für Phase die gesammte Choreographie durch. Schreibt wirklich jedes Plie, jede Armbewegung, jede Kopfbewegung auf. Versucht immer die Fachbegriffe der Schritte und Positionen zu verwenden. Wenn ihr die Schritte umschreibt, dann kann es sein, dass ihr eine Woche später nicht mehr genau wisst, was ihr mit der Umschreibung meint. Die Fachbegriffe sind jedoch eindeutig. Vergesst bitte auch nicht, das jeweilige Spielbein zu bezeichnen. Eine Arabesque kann ja offen, geschlossen, auf dem linken, auf dem rechten Bei gestanden sein, die Arme könnten ein 1. Arabesque sein oder ein viertes etc.pp. Ihr seht hoffentlich worauf ich hinaus will: Schreibt alles auf was wichtig ist, aber so kurz und übersichtlich wie möglich. Ich weiß, das hört sich nicht einfach an, doch nur so könnt ihr die Choreographie später nachtanzen.

Wenn ihr alle Schritte der Choreographie erfasst habt, empfehle ich euch die Wege und Positionen auf der Bühne zu markieren. Daszu nehmt ihr euch wieder ein großes Rechteck, welches die Bühne darstellen soll. Zeichnet euch den Zuschauerraum, die Kulissen und die Gassen ein, um euch räumlich zu orientieren. Das könnt ihr erst einmal mit Bleistift machen. Mit einer anderen Farbe zeichnet ihr euch Orientierungshilfen ein, mit deren Hilfe ihr euch in eurem Übungsraum zurechtfindet. Dann legt ihr los und zeichnet die Wege jedes Taktes (oder Halbtaktes je nachdem, wie es euch besser gefällt) in das Rechteck ein. Trennt die Takte (oder Halbtakte) durch einen Punkt / Kreuz / Strich etc. Eventuell nutzt ihr auch hier unterschiedliche Farben, das müsst ihr selber entscheiden. 

Nun, da ihr die Musik analysiert, die Schritte, Wege und Positionen erfasst habt, könnt ihr loslegen. Ich mache es so, dass ich die Choreographie immer im Kopf tanze, während ich die Musik höre. Das heißt ich stelle mir vor, dass ich Zuschauer bin und die Choreographie von mir getanzt auf unserer Bühne sehe. Das klingt wahrscheinlich ein bisschen schizophren und verrückt, aber mir hilft diese bildliche Vorstellung dabei, mir die Choreographie zu verinnerlichen. 
Bei technischen Unsicherheiten oder was den Feinschliff angeht, empfehle ich euch trotzdem euren Lehrer zu Rate zu ziehen. Er hat die Erfahrung und den richtigen Blick auf die Dinge.

PS. Da ich es schon zu oft gelesen habe, noch einmal der Hinweis: Dies ist keine Anleitung, wie ihr allein Ballett lernen oder wie ihr allein in eurem Zimmer herumexperimentieren könnt. Es ist immer notwendig beim praktischen Teil des Erlernen einer Choreographie einen Lehrer an eurer Seite zu haben, sonst können sich schnell gefährliche Fehler einschleichen. Auch ich habe die praktische Umstzung mit meinem Lehrer zusammen gemacht. Also bitte nicht allein experimentieren. 

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